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Freitag, 5. Juli 2019

Gesellschaft Heute

NEU 


Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir uns alles erlauben dürfen. 
Wir sind Menschen, die nur noch für sich selber handeln, denen alles Andere egal ist. 
Stimmt das?

Ich muss mich jetzt einfach mal wieder völlig von allem Anstand lösen, der in mir wohnt. Ich muss mich einfach aufregen, denn es macht mich wütend und rasend zu beobachten, wie viele Menschen die Existenz anderer praktisch mit Füßen treten. 

Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir uns selbst für am Wichtigsten halten. Das ist die neue Gesellschaft.
Wieso ich zu diesem Schluss komme? Ganz einfach... 

Es ist eine Farce, nahezu eine doppelte Lüge, wenn heutzutage jemand zu dir sagt: Es interessiert mich, wie es dir geht. 
Wie viele Menschen meinen das so? Wie oft habe ich gehört: Ich bin für dich da, ich höre dir zu. 

Natürlich tust du das, solange es dir Spaß macht, mit mir zu kommunizieren. Solange du keine bessere, aufregendere Person gefunden hast, mit der du den Tag verbringen kannst. In mir ist eine unermessliche Wut auf alle die, die denken sie könnten jeden Menschen ersetzen, denn irgendwann kommt sowieso der nächste, vielleicht bessere. 

Wieso soll ich heute eine Beziehung eingehen, wenn ich doch morgen eine Person treffen könnte, die womöglich schöner ist, mehr Geld hat, einen besseren Job und vielleicht sogar zwei Interessen mehr übereinstimmen? 

In der heutigen Gesellschaft darf man seine Meinung nicht sagen, zumindest nicht, wenn sie nicht mit der des Anderen übereinstimmt. Sonst wird man ausgetauscht.
"Du nervst mich." 
Denkt man sich, und tippt eine neue Nummer ins Display. Jemand, der nicht nervt. Jemand, der lustigere Geschichten auf Lager hat. Jemand, der nichts von einem erwartet, für den man sich nicht anstrengen muss. 

Wann sind wir in diese Faulheit abgedriftet? Seit wann kümmert es uns nicht mehr, wenn ein Mensch, den wir vor Wochen noch so geliebt haben, uns sagt, dass es ihm schlecht geht. Wieso wollen wir keine Mühen mehr aufbringen, um diesen Menschen glücklich zu machen? Warum interessiert es uns "keinen Meter". 

Es ist purer Stress negative Gefühle zu haben. Wenn es sich nicht lohnt, wieso sollte man es sich dann antun? Man erwartet, dass jemand für einen da ist, wenn es einem schlecht geht. Aber selber würde man für kaum eine Person da sein wollen. Weil man es nicht muss. 

Heutzutage muss man gar nichts mehr. Man kann in den beschissenen Tag rein leben, wie es einem gefällt. Niemanden kümmert es scheinbar. Niemand sagt etwas, niemand will einen verärgern. Denn wenn man jemanden verärgert will er nichts mehr mit einem zu tun haben. 

Wir leben in einer Gesellschaft, in der man schreit: "SAG WAS DU DENKST." 
Aber wir schweigen lieber, denn sagen was man denkt, bedeutet Stress.
Stress ist nicht gut. Wir alle haben Stress. Was ist Stress?
Stress ist etwas, was keiner will. Was es wirklich ist können wir nicht mal erahnen. Die Grenzen der Definition haben sich verschoben und das schon vor Jahren. Wenn wir heute wüssten, was Stress früher war, wir würden uns schon am frühen Morgen begraben wollen. 

Jeder wählt mit wem er seine Zeit verbringt. Jeder wählt wann das alles vorbei ist. Wenn man vor ein paar Jahren noch monatelang-, jahrelang mit Personen verbracht hat, sind es jetzt nur noch Wochen. Wochen, in denen man sich Textnachrichten schickt und alles übereinander erfährt. Wochen, die nach kurzer Zeit zu einem zehrenden Erlebnis werden, welches eine Abwechslung benötigt. 
Wochen, die einem irgendwann auf die Nerven gehen. 

Wir haben die Möglichkeit hunderte von Personen kennenzulernen. Warum sollte man sich anstrengen und weiterhin Zeit mit jemandem verbringen, den man meint schon zu kennen? 
Das ist langweilig. Wieso sollten wir so etwas tun? Die Welt ist groß, es gibt viele Menschen. Wieso Zeit mit jemandem verschwenden, den man doch schon kennt?

Ich finde es abartig, wie schnell man ausgetauscht wird und mir kommt das Kotzen, weil es mir so oft passiert. Und ich bin nicht die Einzige. 
Ich könnte so viel sagen, denn mein Kopf schreit und flucht und rastet aus, denn es ist nicht zum Aushalten. 

Ich gebe euch ein Beispiel, von dem was ich meine. 
Ich lerne jemanden kennen, es ist toll, es ist schön, wir sind auf einer Party, keiner fragt sich, wann der Morgen beginnt, keiner weiß, wann die Nacht aufhört. Wir kennen uns, haben uns schon einmal getroffen, gesehen, wir mögen uns. Das wissen wir beide.
Keiner von uns denkt an irgendetwas anderes, außer an diese Momente, die wir gemeinsam haben. 
Wir sind beide nicht mehr völlig klar im Kopf, aber das ist egal, weil es uns beiden genauso geht. Wir verstehen uns gut, kommen nicht mal aus der gleichen Stadt, wir wissen, dass es nur für heute ist. Vielleicht sieht man sich mal wieder, fuck egal, das ist nichts, worüber ich jetzt nachdenken muss.
Wir reden, es ist toll, wir sitzen uns gegenüber, sehen uns an. 
Er küsst mich. 
Er sieht mich an.
Ich weiß, der Moment ist nur für jetzt, und er vergeht schneller, als ich mich entsinnen kann.
"Ich will keine Beziehung." 
Sagt er plötzlich, als wäre es Thema gewesen. Als hätten meine flehenden Augen ihn angesehen, und stumm gebettelt mit den Worten: "Lass mich nie wieder allein." 
Aber das haben sie nicht. 
Ich habe nichts gesagt, ich habe nichts gedacht. Ich wollte im Moment leben. 
Der Moment ist kaputt, denn nun frage ich mich: Was habe ich falsch gemacht. 

Vielleicht kennt es jemand. Ich verfalle in Rage. Wie oft wird mir gesagt: Ich will nicht mehr.
Ich habe nie nach mehr gefragt. Ich will auch nicht "mehr". 
Er glaubt mir nicht, ich sehe es ihm an. Warum? 

Das kann ich beantworten. Das ist das Problem, von dem ich die ganze Zeit spreche.
Er sieht sich selbst als den wichtigsten Menschen. In ihn kann man sich quasi nur verlieben, denn es ist vielen Frauen vorher so gegangen. So wird es ihr auch gehen. Er sieht seinen Charme, hält sich für besonders gut aussehend, man kann ihn nur wollen. 
Ich will ihn nicht. Jetzt im Moment habe ich die Zeit genossen und geliebt, die wir miteinander hatten. Aber ich wusste vorher, dass es damit abgeschlossen sein wird. 

Wieso muss man es sagen, wieso muss man sich von vorn herein krampfhaft Tore offen halten, von denen nie die Rede war? 
Wieso kann man nicht einmal zufrieden sein mit dem, was man hat und wieso muss man vorher selektieren und sich alle Möglichkeiten offen halten. 
Ich könnte ja bald eine bessere Person treffen, für die will ich mich frei halten, ich will frei sein. 

Frei sein 

das heißt für mich auch mal abschalten können und keine Fragen zu stellen. Das heißt für mich erkennen zu können, dass die andere Person gerade genauso denkt. Das heißt für mich Rücksicht nehmen, Spaß haben mit anderen und nicht immer auf ernste Themen zu sprechen zu kommen, wenn gerade nicht der Moment dafür ist. 

Du kannst dir gern eine andere suchen, irgendwann. Ich hätte dich eh nicht auf Dauer gewollt. 

Das denke ich mir, aber er glaubt es mir nicht. Denn er ist der völligen Überzeugung, dass jede Frau, die ihn trifft, sich auf ewig an ihn binden will. Aber so ist es nicht.

Wir leben in einer Gesellschaft, in der sich jeder für besonders wichtig hält. In der jeder denkt er sei der Beste und er müsse sich aufopfern, aber dann wäre man nicht frei. 

Und so kommt es, dass er sich abkapselt, noch bevor irgendetwas begonnen hat. Denn er hat gemerkt, dass man traurig ist. Und mit Trauer, einem negativen Gefühl, will man heute nichts zu tun haben. Nicht, wenn es noch so viele Menschen gibt, die nicht traurig sind und viel mehr Spaß und Freude bringen können. 

Man kann sich auf niemanden mehr verlassen. Und diejenigen, auf die man es könnte, auf die scheißt man selber. Meistens. 

Ich will nicht mehr zweite Wahl sein, weil ich sage, was ich denke. Weil ich zugebe, dass mich etwas verletzt hat, dass ich mehr erwartet hätte. 

Danke.